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Die fette Katze entpuppt sich als flink
Das Trio Tango Transit brachte einen bunten Stilmix ins Kulturzentrum Kesselhaus in Weil am Rhein.
Das Trio Tango Transit brachte einen bunten Stilmix ins Kulturzentrum Kesselhaus in Weil am Rhein.
Akkordeonist Martin Wagner und Bassist Hanns Höhn Foto: Thomas Mink
Tango – da denkt man zunächst an die Hitze südamerikanischer Leidenschaft. An einen Tanz, der von Erotik Funken schlägt, an eine folkloristische Musik. Der Argentinier Astor Piazolla war es, der ab der Mitte des vergangenen Jahrhunderts den Tango mit Elementen der Neuen Musik und des Jazz zu einer Kunstform weiterentwickelt hat. Dort setzt das Trio Tango Transit an, das am Freitagabend im Kulturzentrum Kesselhaus in Weil am Rhein gastierte. Zwar fanden bei arktischen Temperaturen nur 20 Gäste den Weg dorthin, doch diese waren von dem musikalischen Feuer, das die drei Musiker entzündeten, rasch aufgetaut.
„Busy Waiting“, ein Stück über vorgetäuschte Geschäftigkeit, stand am Anfang des Konzerts und gab das Tempo vor: Rasant und atemberaubend virtuos agierten die drei Musiker auf der Bühne, ihre Musik zeichnete sich überwiegend durch hohes Tempo aus. Zwar hatte die folgende „Suite“, ein langes, zweiteiliges Stück, auch lyrische getragene Stellen, doch über weite Teile trieb das Trio die Komposition mit energischer Kraft voran. Waren die ersten beiden Stücke noch echte Tangos, entfernte sich das Trio in der Folge von dieser Basis, von der aus es seine Musik entfaltete. Doch der Bandname Tango Transit ist Programm: Auch wenn die nächsten Stücke kein echter Tango waren, waren sie vom Tango durchdrungen, von dessen Stilistik, von seiner leidenschaftlichen Hitze, von seiner dominanten, harten Rhythmik und seiner trotzigen Melancholie. „Fat Cat“, die fette Katze, entpuppte sich als ein äußerst flinkes Tier, Jazz, Latin, Weltmusik, Rhythm and Blues und Funk spielten da hinein und wurden zu einem faszinierenden und mitreißenden Gemisch.
Schnell wurde klar, dass da drei Enthusiasten auf der Bühne waren, die alle Gefühle und Leidenschaften in ihre Musik hineinlegten, und die mit viel Humor und unbändiger Spielfreude auf der Bühne des Kesselhauses agierten. Martin Wagner, der auch alle Stücke komponiert hatte, spielte das Akkordeon in halsbrecherischer Weise mit hinreißender und schweißtreibender Virtuosität, dabei aber mit bildhafter, melodiereicher Sprache.
Hanns Höhn liebkoste seinen Kontrabass wie eine Geliebte, forderte ihn mit kraftvoller Dynamik und holte Erstaunliches aus dem Instrument heraus. Mit fließend eleganter Rhythmik und immer wieder überraschenden Figuren belebte Schlagzeuger Andreas Neubauer die Musik sehr effektvoll. Perfekt aufeinander eingestimmt zeigte sich das Trio als glänzend harmonierendes Ensemble. Energiegeladen und spannungsreich gestaltete es die Musik mit einem Höchstmaß an emotionaler Intensität. Die intime Nähe zwischen Publikum und Musikern tat ein Übriges, und immer wieder verstand es das Trio für Spannung zu sorgen, etwa mit einem Hauch arabischer Klänge in „Night in Egypt“, dem melancholisch voranschreitenden „Vienna April“, mal mit fast rockigen Elementen, und immer durchdrungen von der Grundstimmung des Tango. Tango Transit bot ein feuriges, grenzenüberschreitendes und heißblütiges Konzert, das durchaus mehr Zuhörer verdient gehabt hätte.